Am 07.08.2023 schaute ich in mein Depot und sah, dass die OHB SE einen Tagesgewinn(!) von ~34% gemacht hatte. Ich war relativ gefühlsneutral, weil ich mir nicht sicher war, ob dem gute oder schlechte Neuigkeiten zugrunde lagen. Ein kurzer Blick in die News brachte Aufklärung: Die amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft KKR hatte mit dem Vorstand der OHB SE beschlossen, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.
Ja, das Bild hat nichts mit der Geschäftstätigkeit der OHB SE zu tun, wurde von mir aber in der Nähe von Bremen geschossen. Die OHB SE ist nämlich ein Bremer Familienunternehmen, welches in der Raumfahrt tätig ist. Mit einer Marktkapitalisierung von ca. 750 Mio € nach Bekanntgebung der Delisting-Absichten, gehört die OHB SE zu den geringkapitalisierten Werten. OHB entwickelt und baut unter anderem Satelliten und Raketen, welche zum Beispiel für die Überwachung von Umweltkatastrophen genutzt werden. Ich möchte auch nicht weiter auf das Geschäftsmodell eingehen, sondern auf das geplante Delisting eingehen.
Ich bin 2021 zu einem meiner Meinung nach guten Kurs in OHB eingestiegen (~32 €), weil ich die Story interessant fand und ich das Raumfahrtthema zukunftsträchtig halte. Außerdem gefiel mir, dass nur 30% der Aktien im Streubesitz sind und über 50% beim Vorstand, der Familie, liegen. Zusätzlich zahlte das Unternehmen eine Dividende, mit der ich mich absolut wohlfühlte (geringe Payout-Ratio vom Gewinn).
Der CEO von OHB begründet das Delisting damit, dass die OHB SE wohl zu klein für die Börse sei und der Aktie für seinen Geschmack zu wenig Beachtung geschenkt worden war. Jedefalls empfiehlt er Kleinaktionären jetzt, ihre Anteile zu verkaufen. Da es sich beim Streubesitz um Minderheitsaktionäre handelt, wird das Delisting in einem sogenannten Squeeze out münden und für OHB und KKR eher einfach durchzufsetzen sein.
Einer meiner go-to Youtuber sagte mal, dass er immer sofort verkauft, wenn es ein Übernahmeangebot gibt, weil es sich in der Vergangenheit bei ihm nie gelohnt hätte, bei Übernahmen zu spekulieren (sei es auf höhere Übernahmepreise, o.ä.). Da ich selber absolut keine Erfahrung damit habe, habe ich mir die Aussage zu Herzen genommen und meine Anteile noch am selben Tag für knapp 43 € verkauft. Zusammen mit den Dividenden, die ich durch OHB bereits eingenommen habe, ist das zwar ein schöner Gewinn für die zwei Jahre Haltedauer, allerdings finde ich es sehr schade, dass OHB sich von der Börse zurückziehen will. Meiner Meinung nach ist das Unternehmen deutlich mehr Wert (~ 1 Mrd € Umsatz, bei einer Marktkapitalisierung von ~700 Mio €) und Dividende und Story sind intakt.
Angeblich kann man delistete Aktien immer noch beispielsweise über die Hamburger Börse handeln, allerdings frage ich mich, warum ich in einer Aktie bleiben sollte, wenn mir der Vorstand empfiehlt, die Aktie zu verkaufen – ab dem Moment erwarte ich nicht mehr viel als Kleinaktionär. Ich kann mir auch vorstellen, dass Spread und Handelsvolumen bei diesen Aktien eher schlecht sind.
Ich fühle mich mit meiner Verkaufsentscheidung wohl, vor allem, da das Handelsvolumen der OHB über die letzten Tage drastisch gesunken ist. In einem zweiten Teil werde ich darüber schreiben, ob es retrospektiv immer noch Sinn gemacht hat.
Mehr dazu, wenn das Delisting über die Bühne gebracht wurde.
Schreibe einen Kommentar