…ich plötzlich 100 000 € (zum Beispiel aus einer Lebensversicherung) hätte und ich 5-10 Jahre vor der Rente wäre. Ich würde ein breit diversifiziertes Dividendenaktien-Portfolio aufbauen, ausschließlich bestehend aus Qualitätsunternehmen. Kurz vorweg: selbstverständlich kann eine Kapitalallokation über verschiedene Anlageklassen (Tagesgeldkonto, Anleihen, etc.) sinnvoll sein; darum soll es hier aber nicht gehen.
Wie viele Aktien?
Man spricht beim Investieren von verschiedenen Risiken:
Systematisches Risiko (Marktrisiko): Dieses Risiko betrifft den gesamten Markt. Beispiele hierfür sind wirtschaftliche Abschwünge, politische Instabilität oder Zinssatzänderungen. Es ist das Risiko, dem alle Anlagen in einem Markt ausgesetzt sind, seien es Aktien, Immobilien, oder ein Grundstück in Kroatien. Gegen dieses Risiko kann man also nichts machen.
Unsystematisches Risiko (spezifisches Risiko): Dieses Risiko betrifft speziell einzelne Unternehmen, Sektoren, einzelne Immobilien – das Einzelinvestment also. Beispiele hierfür sind Unternehmensführung, Produktqualität oder branchenspezifische Probleme. Es ist das Risiko, das durch die individuelle Situation eines bestimmten Unternehmens entsteht. Das kann man durch Diversifikation reduzieren.
Man versucht das unsystematische Risiko zu minimieren, während das systematische Risiko, das mit dem allgemeinen Markt verbunden ist, nicht eliminiert werden kann. Laut Experten erreicht man eine gute Minimierung des unsystematischen Risikos mit 20 – 30 Aktien, vorrausgesetzt, dass diese geographisch und sektoriell breit gestreut sind.
Welche Aktien?
Um ein entspanntes Leben zu haben, würde ich persönlich auf Dividendenaktien setzen, da man hier ohne viel Management einen schönen Cash Inflow generieren kann. Dabei würde mein Portfolio nicht aus solchen Aktien bestehen, die besonders hohe Dividendenrenditen haben, sondern aus solchen, die ein schönes Dividendenwachstum hinlegen und historisch schöne Kursrenditen erwirtschaftet haben. Daher würden die ersten Jahre die Dividenden aus diesem Portfolio nicht besonders hoch sein, dafür besonders nachhaltig (nachhaltig im Sinne der Payout Ratio (Ausschüttungsquote) und des Wachstums).
Ich würde folgende 30 Werte in das Depot legen: (Dividendenrendite stand 21.01.2023)
Johnson & Johnson: USA, Pharma, Dividendenrendite ~2.9%
Microsoft: USA, Technologie, Dividendenrendite ~0.75%
Procter & Gamble: USA, Konsum, Dividendenrendite ~2.5%
UnitedHealth Group: USA, Versicherung, Dividendenrendite ~1.4%
JPMorgan Chase & Co: USA, Finanzen, Dividendenrendite ~2.4%
Cisco Systems: USA, Technologie, Dividendenrendite ~3%
Air Products & Chemicals: USA, Gase/Chemie, Dividendenrendite ~2.5%
CVS Health: USA, Health/Konsum, Dividendenrendite ~3%
Deere & Co: USA, Landwirtschaft, Dividendenrendite ~1.3%
Stryker: USA, Medizintechnik, Dividendenrendite ~0.8%
Blackrock: USA, Finanzen, Dividendenrendite ~2.5%
Automatic Data Processing: USA, IT, Dividendenrendite ~2.1%
The Coca-Cola Company: USA, Getränke, Dividendenrendite ~3.3%
Colgate-Palmolive: USA, Konsumgüter, Dividendenrendite ~2.3%
Die Unternehmen teilen sich vor allem auf USA und Europa auf, mit einem geringen Anteil an Asien. Innerhalb Europas sind die Top 3 Länder in dem Depot Deutschland, Frankreich und die Schweiz. Die vertretenen Branchen reichen von Klimaanlagen (Daikin), über Industriegase (z.B. Linde) bis zum Biotech-Portfoliomanagement (BB Biotech) und vieles mehr (siehe Beitragsbild am Artikelanfang für exakte Anteile und Branchen). Interessante, nicht vertretene Branchen wie die Wasseraufbereitung oder der Immobiliensektor (obwohl Coca Cola inzwischen fast als Immobilienunternehmen gilt) sind nicht enthalten. Hier sollte man natürlich in einem iterativen Prozess nachjustieren und in zukünftigen Nachkäufen das Portfolio sinnvoll erweitern. Ebenso ist die Diversifikation noch nicht optimal, da in dem Depot häufig nur ein oder zwei Unternehmen pro Sektor/Branche sind – auch hier könnte man iterativ nachbessern. Zusammengefasst: In dem vorgeschlagenen Depot sind nicht alle Aktien enthalten, die ich für so einen Fall interessant finde. Es fehlt zum Beispiel eine TSMC aus Taiwan (Technologie), eine Realty Income (Immobilien) aus den USA, usw. Es handelt sich hier um ein Szenario und dies wäre ein Depot, mit dem ich mir vorstellen könnte, in dieses Szenario zu starten. Für eine von Anfang an „maximale“ Diversifikation, ist ein ETF (all world) die beste Wahl.
Wie einsteigen?
Was würde ich nun tun; die 100 000 € auf einen Schlag investieren, oder in Tranchen einkaufen?
„Time in the market beats timing the market“
Bei diesem Sprichwort handelt es sich um eine allgemeine Weisheit im Bereich der Finanzen und Investitionen, die darauf hinweist, dass es langfristig oft effektiver ist, die komplette Summe zu investieren und die positive Marktentwicklung im Laufe der Zeit zu nutzen (plus Dividende zu kassieren), anstatt zu versuchen, den perfekten Zeitpunkt für den Einstieg zu finden. Es wird häufig verwendet, um die Bedeutung von langfristigem Investieren und das Vermeiden von kurzfristigen Marktschwankungen zu betonen.
Das heißt, dass ich vermutlich direkt mit allem investieren würde, wenn sich ein Unternehmen nicht gerade in einer Ausnahmesituation befindet (außergewöhlich hoch oder niedrig im Kurs).
Was heißt das?
Nichts! Ich habe in diesem Artikel nur präsentiert, wie ich stand jetzt mit einem gewissen Kapital einsteigen würde. Das hier ist weder eine Empfehlung, noch ein Rat. Das Depot ist nicht auf sofortige hohe Dividendenertäge ausgelegt, sondern auf nachhaltige Dividende und Dividendenwachstum. Gespickt mit Qualitätsunternehmen würde ich mich mit diesem Depot sehr wohl fühlen! So wohl, dass einige dieser Unternehmen auf meiner tatsächlichen Watchlist sind.
Um die Performance zu tracken, werde ich am 22.01.2024 dieses Depot als Musterdepot anlegen und von Zeit zu Zeit berichten, wie die Performance ist (nur Kursperformance, keine Dividende).
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