Ich reise ein paar Mal im Jahr geschäftlich – nach Frankreich, Spanien, die USA, in die Schweiz oder innerhalb Deutschlands. Wann immer es sich vermeiden lässt zu fliegen, nehme ich den Zug. Vorrangig aus ökologischer Überzeugung, aber auch, weil ich finde, dass Fliegen erst ab einer gewissen Strecke einen zeitlichen Vorteil bringt. So bin ich auch dieses Jahr im Sommer in die USA, um genauer zu sein an die East Coast, geflogen.
Vor allem von einer Sache, die mich fast sprachlos gemacht hat (was selten genug passiert), möchte ich erzählen: Den Rückflug; oder sollte ich besser sagen: die Rückflüge?!
Es war Tag zehn meines USA Aufenthalts. Ich war schon recht fertig von den ganzen Terminen, war immer noch leicht gejetlagged und freute mich auf zu Hause. Der Lufthansa-Flug zurück ging ca. 18 Uhr amerikanische East Coast Zeit. Aufgrund des Pilotenmangels, der zu der Zeit bei der Lufthansa herrschte, gab es keinen Direktflug nach München, sondern nur einen One-Stop-Flug über Frankfurt (USA-Frankfurt-München).
Der USA-Frankfurt-Flug verlief ziemlich ereignislos, bis auf den üblichen Wahnsinn: hinter mir wurde sich leise übergeben, drei Reihen vor mir Kindergeschrei. Schlafen war leider nicht drin. Nach knapp acht Stunden landeten wir um ca. 9 Uhr deutscher Zeit in Frankfurt und ich wartete auf den Anschlussflug nach München. Das Flugzeug fuhr vor, die Passagiere drängelten zum Ausgang. Wir machten uns bereit, in das Flugzeug zu steigen, um endlich den letzten Teil der Reise anzutreten. Dann erhielt ich eine SMS: „Your flight to Munich is cancelled. We will rebook you on the next available connection free of charge.“ Übersetzt: Ihr Flug nach München wurde gestrichen. Wir buchen sie kostenfrei auf die nächstmögliche Verbindung. Anscheinend war am Flugzeug ein technischer Fehler entdeckt worden und es gab keinen Ersatzflieger. Man bedenke: ich war zu diesem Zeitpunkt schon seit über 21 Stunden wach. Es folgte die SMS mit der neuen Verbindung:
Frankfurt-Wien, Wien-München.
„Hilft ja nichts“, dachte ich mir und machte mich auf den Weg zum neuen Gate, um mit der Austrian Airlines nach Wien zu fliegen. Es war völlig surreal, weil plötzlich mehrere hunderte Menschen begannen sich zu beschweren und hektisch nach den spontan zugewiesenen Gates suchten. Ich überlegte, ob ich mit der Deutschen Bahn nach München fahren sollte, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung mehr, wo mein Gepäck war und das hätte ich gerne mitgenommen. Also ging ich auf Gepäcksuche. Das wurde nämlich nicht wie versprochen automatisch umgeladen, sondern ich musste am Gate nachfragen, damit das Gepäck umgebucht wird. Anschließend flog ich nach Wien, wo ich ca. 14 Uhr ankam (jetzt schon ~25 Stunden wach). In Wien wartete ich auf den Flieger nach München. Als es Zeit zum Boarden war, zeigte ich meine Boardingkarte und ging über die Passagierbrücke. Gerade als ich in das Flugzeug steigen will, schiebt sich eine Technikerin an mir vorbei und flüstert der Stewardess etwas ins Ohr. Diese lächelte mich an und zog ein rot-weißes Absperrband quer über den Eingang des Flugzeuges. Ich ahnte was los war, zückte mein Handy und da kam auch schon die Nachricht: „Your flight to Munich is cancelled. We will rebook you on the next available connection free of charge.“ Es war laut Flugbegleiter ein technischer Defekt am Flugzeug erkannt worden und es gab keinen Ersatzflieger. Da viele Leute, die auf diesen Flug gebucht waren, die gleiche Odyssee hinter sich hatten, sank die Stimmung ins bodenlose. Es entstand sofort eine Traube vor dem Schalter, wie bei einer Auktion um die beste Umbuchung. Als ich keine Umbuchungsnachricht erhielt (das System war wohl damit überfordert, dass ich an diesem Tag bereits umgebucht worden war), schob ich mich durch die Menge zum Gate, um Informationen zu meiner Umbuchung zu erhalten. Folgende Verbindung war für mich vorgesehen:
Wien-Düsseldorf, Düsseldorf-München.
Das war der Moment, ab dem ich keinen Bock mehr hatte. Mich beschlich das Gefühl, dass nach Hause kommen richtig schwierig werden könnte. Ich ging zum Schalter, cancellte den Flug nach Düsseldorf, kaufte ein Deutsche Bahn (DB) ICE Ticket von Wien nach München und wartete am Gepäckband auf meinen Koffer, der laut Mitarbeitendem wenn überhaupt dort rauskäme. Spoileralert: Er kam nicht. Auf den Koffer komme ich am Ende nochmal zurück. Ich stieg in die Regionalbahn, um vom Wiener Flughafen zum Wiener Hauptbahnhof zu kommen. Die Regionalbahn hatte solch eine Verspätung, dass ich sprinten musste, um den ICE nach München zu kriegen; wohlgemerkt der letzte ICE an diesem Tag. Ich, laufend, schon seit über 28 Stunden wach, erwischte den ICE und war völlig fertig. Die DB spielte zur Abwechslung mal mit und ich kam „pünktlich“ an meinem Ziel an.
Abschließend kann ich folgende Bilanz ziehen:
– von der East Coast, USA, nach Frankfurt brauchte ich ca. 8 Stunden
– von Frankfurt nach München ca. 13 Stunden
– Als ich in München ankam war ich seit über 34 Stunden wach
Mein Koffer schlug eine andere Rute ein und flog tatsächlich nach Düsseldorf und von dort weiter nach München. Ich meldete meinen Koffer über das Portal als vermisst, mit einer Beschreibung und den Flugnummern, damit die Fluggesellschaft den Koffer tracken konnte (Ich kannte mich schon aus, da mein Koffer beim Hinflug schon einen Tag nach mir in den USA angekommen war). Ein paar Stunden später meldete die Lufthansa/Austrian Airline, dass der Koffer gefunden sei und er in den nächsten Tagen an meine Adresse geliefert werden würde. Und das wurde er auch. Der Koffer wurde am Wochenende um 22:30 Uhr nachts von einem weißen Lieferwagen gebracht. Ich frage mich bis heute, was passiert wäre, wenn ich nicht aufgemacht hätte, zum Beispiel weil ich schlafe, oder nicht da bin.
Naja, hier mein persönliches Fazit und der Bogen zu Aktien: Ich kann in keine Unternehmen investieren, mit denen ich solche Erfahrungen gemacht habe. Daher lasse ich die Finger von Aktien von der Lufthansa und von Fluggesellschaften generell. Tatsächlich, und hier schließt sich der Kreis zur Überschrift, werde ich mir AirTags von Apple kaufen, damit ich ab jetzt weiß, wo mein Gepäck ist. Abschließend wandert Apple auf meine Watchlist.
Ich werde hin und wieder über Geschäftsreisen berichten, da immer wieder erzählenswerte Dinge auf den Reisen passieren. Die Artikel dazu liste ich unter der Kategorie Business.
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